Kronberger erreicht 2. Platz bei Laubacher Orgelwettbewerb

veröffentlicht 06.10.2025, Dekanat Kronberg

Thorsten Conrady (46) aus Kronberg hat Ende September den zweiten Platz beim Laubacher Orgelwettbewerb nebenberuflicher Organistinnen und Organisten aus der ganzen Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gewonnen.

Der Wettbewerb findet seit 2012 statt und ist einzigartig, denn dabei treten keine Profis, sondern Musikerinnen und Musiker aus der EKHN, die maximal die C-Prüfung absolviert haben, gegeneinander an. Möglich gemacht wurde er durch die Unterstützung des Evangelischen Dekanats Gießener Land, der EKHN, der Sparkasse Laubach-Hungen, der Sparkassenstiftung-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, der Stadt Laubach als Luftkurort, der Orgelbaufirma Förster&Nicolaus und des Landkreises Gießen.

Ein Wettbewerb, der mehr ist als ein Wettstreit
In zwei Runden mussten die Teilnehmenden ihr Können zeigen: erst das Literaturspiel, unter anderem mit Werken von Buxtehude und Brahms, dann das liturgische Orgelspiel mit selbst entworfenen Vorspielen und Begleitsätzen zu Chorälen. Musik, die tief aus dem Glauben und der Übung erwächst. Die Sicht auf die Spieler an der Orgel war mit roten Decken abgehangen, sodass die Jury die Musiker nur hören, aber nicht sehen konnte. 
Die dreimanualige Barockorgel der Laubacher Stadtkirche – ein Klangjuwel, dessen Ursprünge bis 1751 zurückreichen – wurde dabei zur Bühne für Königinnenmomente. „Bei diesem Wettbewerb kamen die Liebe zur Musik, zur Orgel und zu Gott zusammen“, fasste es Laubachs Pfarrerin Anke Stöppler bewegend zusammen.

Drei Talente – drei Geschichten
Drei Musiker stellten sich der hochkarätigen Jury, bestehend aus Susanne Koch (KV-Vorsitzende Laubach), Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser (Hochschule für Musik, Mainz), Prof. Stefan Göttelmann (Hochschule für Kirchenmusik, Heidelberg), Prof. Carsten Wiebusch (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Frankfurt) und Landeskirchenmusikdirektor Stefan Küchler (Zentrum Verkündigung der EKHN, Frankfurt).

Tobias Reichert (19) aus Darmstadt erreichte den dritten Platz. Kurz vor dem Start seines Kirchenmusikstudiums jetzt zum Wintersemester in Leipzig sagte er nach seinem Auftritt in Laubach gestern: „Es hat Spaß gemacht, man hat etwas erreicht. Es war schön, hier dabei zu sein.“ Den Preis überreichte Laubachs Bürgermeister Matthias Meyer: 250 Euro, eine Schmuckorgelpfeife und eine Urkunde.

Thorsten Conrady (46) aus Kronberg im Taunus holte den zweiten Platz – sein erster Wettbewerb überhaupt. „Ein sehr schöner Wettbewerb, herausfordernd. Richtig klasse, sehr hohes Niveau! Drei Tage lang hatte ich total viel Spaß“, schwärmte er. Den Preis übergaben Reinhold Hahn und Pfarrerin Carina Schmidt-Marburger, Mitglieder im Dekanatssynodalvorstand, im Namen des Evangelischen Dekanats Gießener Land: 500 Euro, eine Schmuckorgelpfeife und eine Urkunde. „Musik verbindet uns, sie weckt Emotionen, sie bereichert unser Leben. Kunst bedeutet auch Arbeit, Fleiß und Ausdauer – all das haben die Teilnehmenden eindrücklich gezeigt“, betonten Hahn und Schmidt-Marburger.

Tyron Unger (16) aus Schwickartshausen, der Jüngste in der Runde, ist kein gewöhnlicher Organist. Neben der Orgel spielt er Geige, hat sogar mal Bratsche im Orchester gespielt. Gerade macht er die umfangreiche C-Ausbildung zum Kirchenmusiker: Orgelspiel, Chorleitung, Gregorianik, Musikgeschichte, Tonsatz. Trotz dieses Könnens bleibt er bescheiden. „Die anderen beiden haben ziemlich, ziemlich gut gespielt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich gewinne“, gab er nach dem Wettbewerb zu. „Aber ich habe gebetet – und es hat geholfen.“ Den ersten Preis überreichte ihm Stephan Müller von der Sparkasse Laubach-Hungen, auch im Namen der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen: 1000 Euro, eine Schmuckorgelpfeife und eine Urkunde.

Festgottesdienst voller Klang und Hoffnung
Der Wettbewerb mündete in einen Festgottesdienst, in dem die drei Teilnehmenden selbst die musikalischen Akzente setzten. Die stellvertretende EKHN-Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf, Schirmherrin des Wettbewerbs, hielt die Predigt – und sie wurde zu einer Ode an die Orgel. Sie sprach von Sorgen, die wie Vögel über uns kreisen, aber keine Nester auf unseren Köpfen bauen dürfen. „Die Orgel tröstet. Sie zeigt: Gott ist größer als unsere Sorgen. Ihre Klänge geben Kraft, Trost und Zuversicht.“ Scherf beschrieb die Orgel als „Königin der Instrumente“ und „Brücke zwischen Gott und den Menschen“. „Die Orgel klingt wie das Leben selbst: entschlossen, entschieden, verletzlich, zart. Sie ist ein Schatz, ein Geschenk. Menschen sind angerührt, wenn die Orgel erklingt.“ Und sie spannte den Bogen weit: „In einer Welt, die täglich vom Bösen gezeichnet ist, kann die Orgel ein Zeichen von Widerstand und Beistand sein. Sie bestärkt uns, gibt Hoffnung und Frieden.“ „Es war ein Fest für die Seele“, fasste Scherf den Wettbewerb zusammen.

Text: Patricia Luft